Abiturprüfungen 2021 sollen trotz Distanzunterricht stattfinden?

Zum Beschluss der KMK schreibt unsere Sprecherin Paula:
In Deutschland werden die Abschlussprüfungen 2021 – einschließlich des „heiligen“ Abiturs – knallhart durchgezogen. Darauf hat sich gestern die Kultusministerkonferenz (KMK) geeinigt.

Ich, als angehende Abiturientin, frage mich an dieser Stelle, auf welchem Planeten die Kultusminister*innen eigentlich leben. Habe ich mir den Distanzunterricht, der sich mittlerweile auf insgesamt drei Monate summiert, nur eingebildet? Bilde ich mir vielleicht die gesamte Pandemie nur ein? Ich denke, die Antwort auf diese beiden Fragen lautet nein.

Die Kultusminister*innen haben gestern bewiesen, dass sie absolut realitätsfern sind und sich überhaupt nicht in das Leben der Schüler*innen im Land hineinversetzen können. Erst recht nicht in das Leben der Schüler*innen, die aus Familien mit wenig Geld kommen und deswegen teils gar nicht am Distanzunterricht teilnehmen konnten. In das Leben der Schüler*innen, die mehr Hilfe zum Verstehen der Inhalte brauchen, denen die Lernatmosphäre in der Klasse fehlt, denn jede*r Schüler*in lernt nun einmal anders.

Die Kultusminister*innen lassen die diesjährigen Abschlussprüfungen stattfinden, um ein „gleichwertiges Abitur zu ermöglichen, dass überall anerkannt wird“. Doch kann dieses Abitur überhaupt gleichwertig und fair sein, wenn viele Schüler*innen große Lücken hinsichtlich des Unterrichtsstoffes haben? Der logische Menschenverstand und meine eigenen Erfahrungen im Home-schooling sagen mir: Offensichtlich nicht!

Ein Abitur zu schaffen, dass für jeden fair ist, wird in diesem Jahr nicht möglich sein. Auch wenn die Kultusminister*innen das nicht wahrhaben wollen. Auch mit noch so „tollen“ Maßnahmen (wie z.B. „wir verschieben das Abitur einfach neun Tage nach hinten“) wird es schlicht und ergreifend nicht möglich sein. Die einzige Maßnahme, die für alle Schüler*innen wirklich fair ist, ist das Abitur 2021, sowie die anderen Abschlussprüfungen abzusagen.

Eine Pandemie erfordert besondere, einschneidende Maßnahmen, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern und so viele Todesfälle wie möglich zu vermeiden. Wir erleben das tagtäglich.

Es ist völlig unverständlich, realitätsfern und verantwortungslos, dass die KMK ausgerechnet bei den Abschlussprüfungen keinen Handlungsbedarf sieht und einen großen Teil der Schüler*innen einfach vor die Wand fahren lässt.
Ich fordere die Kultusminister*innen und ganz besonders NRWs Ministerin Frau Gebauer dazu auf, die Abschlussprüfungen für dieses Jahr abzusagen, und stattdessen das Durchschnittsabitur zu wählen.
Und die Moral aus der Geschicht?
Den Leistungsdruck tötet auch das Virus nicht.